„Da ging es ja um Antizionismus und nicht um Antisemitismus”

Vor einem Jahr ist der Würzburger Internist Dr. Josef Schuster als Nachfolger von Dieter „David” Graumann zum neuen Präsidenten im Zentralrat der Juden in Deutschland berufen worden. Im frei erfundenen Interview (das nie stattgefunden hat), berichtet der Mediziner über Erfahrungen und Ansichten in seiner neuen Funktion.


 

Herr Schuster, Sie sind jetzt fast ein Jahr die Nr.1 im deutschen Zentralrat der Juden. Wie gefällt Ihnen dieser Job?

Dr. Schuster: „Ich genieße die öffentliche Aufmerk­samkeit und natürlich auch die vielen köstlichen Buffets auf den Veranstaltungen, zu denen ich eingeladen werde. Da muss ich schon auf meine Linie aufpassen.”

 

Ihr Figur scheinen Sie ja gut im Griff zu haben. Gilt das auch für Ihre Aufgaben?

Dr. Schuster: „Bedeutung und Stellenwert des Zentralrates zeigen sich ja auch darin, dass die Bundesregierung vor einiger Zeit die jährlichen Subventionen auf 10 Mio Euro verdoppelt hat. Das bestätigt doch die Wertschätzung für unsere Arbeit.”

 

Wofür bekommen Sie das viele Geld?

Dr. Schuster: „Wir haben hohe Ausgaben. Unsere Verwaltung verschlingt eine große Summe und auch die vielen Meetings sind ein ganz schöner Kostenfaktor. Ebenso die hohen Reisespesen unserer ehrenamtlichen Präsidiumsmitglieder, die sich ja schließlich für unsere gemeinsame Sache aufopfern und zumindest Anspruch haben, in guten Hotels zu übernachten.”

 

Also geht das komplette Budget quasi für Eigenbedarf drauf?

Dr. Schuster: „Das kann man so nicht sagen; ich habe ja nur die wichtigsten Etatpositionen genannt.”

 

Aber für Ihre Leibwächter und Panzerlimousine ist doch hoffentlich noch genug übrig?

Dr. Schuster: „So ein Zentralrat-Präsident lebt recht gefährlich. Das gilt natürlich insgesamt für uns Juden. Die Gefahr lauert überall; wir müssen uns taktisch geschickt verhalten. Deshalb habe ich ja auch empfohlen, in der deutschen Öffentlichkeit keine Kippa zu tragen. Wir wollen ja nicht unsere Köpfe unnötigen Attacken aussetzen. Wer sich heutzutage als Jude zu erkennen gibt, provoziert Angriffe von Antisemiten und natürlich auch Moslems, die uns für die Politik Israels verantwortlich machen. Aber was haben wir Juden in Deutschland damit zu schaffen.”

 

Juden in Deutschland oder deutsche Juden?

Dr. Schuster: „Wo ist der Unterschied, ich verstehe die Frage nicht.”

 

Zurück zu Israel. Sind Sie als Jüdische Interessen­vertretung nicht auch Botschafter der Jüdischen Nation?

Dr. Schuster: „Aber nein, wir sind doch nicht verantwortlich für die Politik Jerusalems und möchten unsere kollektive Dauer-Jammerei über Antisemitismus nicht durch politisches Engagement verwässern. Meinen Sie, die Bundesregierung würde uns Fördermittel in dieser Höhe geben, wenn wir als verlängerter Arm Israels auftreten? Der Holocaust am richtigen Ort und Moment thematisiert, ist das beste Druckmittel für unsere Ansprüche. Mitleid ist einträglicher als Respekt; wenn wir Angst haben, uns mit der Kippa auf den Straßen zu zeigen, drängen wir unsere politischen Gesprächspartner in eine Ecke, in der sie nicht nein sagen können. Leider verstehen einige Dummköpfe in der Jüdischen Gemeinschaft nicht diese intelligente Strategie.”

 

Fühlen Sie sich denn Israel nicht verpflichtet?

Dr. Schuster: „Doch, doch. Das erzähle ich besonders auch auf Veranstaltungen mit unseren Leuten. Da kommt es nicht in falsche Ohren. Ich zum Beispiel fahre gern nach Israel. Diese wunderschönen Strände, die leckeren Restaurants und das herrliche Wetter. Außerdem haben viele von uns ja auch Verwandte in Israel. Da kann man seinen Urlaub gleichzeitig mit einem kurzen Familienbesuch verknüpfen und somit Anteilnahme zeigen.”

 

Herr Schuster, wir hören aber auch kritische Stimmen über Sie und Ihre Organisation aus der Jüdischen Gemeinschaft....

Dr. Schuster: „Das sind dumme Kritiker und Nestbeschmutzer. Ich setze mich damit gar nicht auseinander und ignoriere diese unverschämten Schreiberlinge, die mich zudem persönlich beleidigen. Aber sie kommen ja glücklicherweise nicht an mich heran, ich bin nicht erreichbar und beantworte natürlich nicht diese böse Post. Außerdem möchte ich mir doch nicht den Spaß an den vielen Dingen verderben, die ich als Präsident erleben darf. Wir, der Zentralrat sind die offiziellen Vertreter der Juden in diesem Land. Die anderen haben nichts zu sagen.”

 

Die 108 im Zentralrat angeschlossenen Jüdischen Gemeinden zählen insgesamt rund 100.000 Mitglieder. In Deutschland sollen aber angeblich noch mal so viele Juden leben, die in keiner Gemeinde eingeschrieben sind.

Dr. Schuster: „Wenn die wüssten, was wir alles für sie tun, würde ein Großteil sofort einer Gemeinde beitreten. Im Übrigen wissen wir nicht, wie hoch die Zahl der sozusagen freien Juden wirklich ist. Es sind wohl beileibe nicht so viele.”

 

Aber immerhin noch genug, um Ihnen den Anspruch auf Alleinvertretung der Juden in Deutschland streitig zu machen.

Dr. Schuster: „Dummes, liberales Gequatsche, auf das ich gar nichts gebe. Für die Bundes- und Landesregierungen sowie Gemeinden und Ämter sind wir die alleinigen Ansprechpartner. Basta.”

 

Was tun Sie denn, um die Nichtmitglieder Ihrer Gemeinden zu erreichen und zu überzeugen?

Dr. Schuster: „Ich fahre zu vielen interessanten Veranstaltungen und verbreite unsere Ideen über Interviews. Ich bin die Stimme der deutschen Juden und erhebe sie überall dort, wo es um unsere Interessen geht.”

 

Waren Sie eigentlich auch auf den Palästina-Tagen in München, als der BDS im Kultur- und Bildungs­zentrum Gasteig öffentlich zu einem Boykott gegen Israel aufgerufen hat?

Dr. Schuster: „Nein, aber die haben doch nicht den Zentralrat der Juden kritisiert? Wir hatten dort nichts verloren. Da ging es um Antizionismus und nicht Antisemitismus. Außerdem bin ich ja ein paar Tage danach in München gewesen, um mit Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer den neuen Staatsvertrag zu unterschreiben. Das ist doch viel wichtiger als gegen Israel-Hetze zu demonstrieren. Im Übrigen muss ich ja auch an die Sicherheit meiner Leibwächter denken.”

 

Aber Ihre Vor-Vorgängerin Charlotte Knobloch hat massiv beim Bürgermeister gegen die Genehmigung der Landeshauptstadt für eine solche Anti-Israel-Veranstaltung protestiert. Warum haben Sie dieser engagierten und mutigen Frau nicht zur Seite gestanden?

Dr. Schuster: „Offen gesagt, wollte ich ihr nicht die Aufmerksamkeit stehlen und mich in den Vordergrund stellen. Ich bin an der richtigen Stelle auch Gentleman. Außerdem waren wir im Präsidium noch recht erschöpft von einer großen Feierstunde, auf der wir den Leo-Baeck-Preis verliehen haben. Das war sehr anstrengend.”


 

Herr Schuster, wir wollen Sie auch nicht weiter strapazieren und danken Ihnen für dieses informationsreiche (Phantasie-) Gespräch.

Das frei erfundene (!) Interview mit Dr. Josef Schuster, 
Präsident im Zentralrat der Juden in Deutschland

© 2024 Michel Rodzynek. Alle Rechte vorbehalten. 

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