Ist es Unvermögen, Ignoranz oder (und) gar Feigheit? Einerseits verbannen die deutschen Fernsehmacher „Die Zweiflers” (neue Serie über eine typisch jüdische Familie im heutigen Frankfurt) ins Nachtprogramm. Andererseits haben sie in ihrer meist einseitigen Verurteilung von Israel nicht die geringsten Hemmungen und befeuern somit die öffentlich zunehmende Judenfeindlichkeit.  

Somit stellt sich die Frage nach den wahren Motiven der Programmgestalter, die durch spätabendlich schwache Einschaltquoten den Zuschauerkreis wohl absichtlich klein halten wollen. Will man sogar vielleicht das „Risiko” pro-jüdischer Sympathien dadurch minimieren, in dem man den 6-Teiler heute erst ab 22:20 bis in die frühen Morgenstunden ausstrahlt? 

Offenbar passen jüdische Tradition mit familiärer Herzlichkeit und köstlichem Humor nicht in die für gewöhnlich mit vielen Retorten und flachen Spielfilmen gespickten Hauptsendezeiten, obwohl „Die Zweiflers” jüngst mit dem ersten Preis beim Internationalen Serienfestival in Cannes ausgezeichnet worden sind. 

Und vielleicht möchte man dem Publikum auch nicht das traumatische Erbe der Holocaust-Überlebenden nahebringen, die zu Lebzeiten nicht mehr vergessen können, was ihnen vor über 80 Jahren von Nazi-Deutschland angetan worden ist.  Dabei wäre eine auf so leicht verdauliche und unterhaltende Art angebotene Auseinandersetzung mit diesem noch immer gern verdrängten Thema ein sinnvoller Beitrag gegen den hierzulande inflationären  Antisemitismus, der eindeutige Parallelen zu seinen Anfängen  in den 1930er Jahren aufweist. 

„Die Zweiflers” dürfte zu den besten Produktionen zählen, die das deutsche Fernsehen in den letzten zehn Jahren vollbracht hat. Daran besteht ebenso wenig Zweifel wie an der armseligen Programmgestaltung derer, die hier Fernsehen machen. 

Michel Rodzynek

„Die Zweiflers” 10.05.2024 von 22.20 bis 03:40 im Ersten und in der Mediathe